Der Faire Handel

Eine Erfolgsgeschichte des Fairen Handels: Die Weltläden in Deutschland

 

1959 wurde in den Niederlanden die Stiftung "Steun voor Onderontwikkelde Streken" (Unterstützung für unter-entwickelte Regionen) gegründet - vermutlich der Anfang der Geschichte der Weltläden. Denn diese Stiftung begann 1967 mit dem Handel von Produkten aus der so genannten Dritten Welt. 1969 eröffnete der erste Weltladen in Breukelen.

    Die Idee dieser Alternative zu den ungerechten Strukturen des Welthandels begeisterte auch Menschen in Deutschland. Vor allem Jugendliche in den christlichen Verbänden und  Studenten  starteten 1970 Protest-aktionen und gingen in den „Hunger-märschen“ auf die Straße.

    Zudem entstanden immer mehr Dritte-Welt-Gruppen, die auf Festen und Basaren oder nach Gottesdiensten Waren aus Fairem Handel anboten. Importiert wurden diese anfangs noch über die Niederlande. Schließlich entstanden mit "El Puente" und der "gepa" die ersten deutschen Fair Handelshäuser, die auch bereits die ersten Dritte-Welt-Läden belieferten.

    Bereits 1975 waren so viele Weltläden gegründet worden, dass eine gemeinsame Interessenvertretung sinnvoll schien. Sieben Läden gründeten einen Dachverband, der damals noch den Namen "Arbeitsgemeinschaft 3. Welt Läden (AG3WL)" trug. Mittlerweile vertritt der Weltladen-Dachverband etwa 500 der rund 800 Weltläden in Deutschland. Zusätzlich sind viele Weltläden in den 16 Eine Welt Landesnetzwerken organisiert (www.-agl-einewelt.de) – in Bayern beispielsweise im Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.

    Gemeinsam ist den Weltläden in Deutschland ihr Einsatz für gerechtere Welthandelsstrukturen. Dabei haben sie sich strenge Handelskriterien auferlegt. Jeder im Weltladen-Dachverband organisierte Weltladen hat die "Kon-vention der Weltläden" unterzeichnet. Hierbei handelt es sich um einen umfassenden Kriterienkatalog für den Fairen Handel der Weltläden. Darin werden von Produzenten, Importeuren und den Läden selbst Sozial- und Umweltverträglichkeit, Transparenz, demokratische Strukturen, Informations- und Bildungsarbeit und Kontinuität gefordert. Diese Kriterien bilden das Fundament der drei Säulen der Weltladenarbeit: Verkauf, Information und Kampagnen. Dabei setzt jeder einzelne Laden je nach Geschichte, Struktur und Größe des einzelnen Ladens eigene Prioritäten.

    Aus den ersten Gehversuchen der Fair Handelsorganisationen sind erprobte alternative Handelsstrukturen geworden.  Zu Beginn der Weltladen-Bewegung standen Jutetaschen mit dem Slogan „Jute statt Plastik“ als  Symbol für die Alternativbewegung. Bald darauf folgte der berühmt-berüchtigte Nicaragua-Kaffee, ebenfalls ein Produkt mit Symbol-Charakter und einem oft alternativen Geschmackserlebnis.

    Bei der Qualität der Produkte hat sich in den vergangenen 25 Jahren jedoch Vieles gewandelt. Produkte aus Fairem Handel werden mittlerweile von Kunden und Kritikern gleichermaßen gelobt. Und auch beim ökologischen Anbau geht der Faire Handel mit gutem Beispiel voran: über 70% der Produkte tragen das BIO-Siegel.

   Die Entstehungsgeschichte der Weltläden zeigt: Weltläden sind anders als andere. Es geht nicht in erster Linie und ausschließlich um ein Maximum an Umsatz und Profit, sondern um Nachhaltigkeit: Fairer Handel verbindet soziale Gerechtigkeit mit einem sorgsamen Umgang mit der Natur. Qualität definiert sich nicht nur durch Hochwertigkeit. Sie drückt sich auch in den Arbeitsbedingungen und Handelskonditionen aus. Die Ver-besserungen für die am Fairen Handel beteiligten Produzenten, die in den vergangenen Jahrzehnten erreicht wurden, sind enorm.

    Dabei ist es den Weltläden wichtig, die Kunden möglichst umfassend über die Auswirkungen von konventionellem und Fairem Handel zu informieren. Sowohl durch Produktinformationen, als auch durch das Aufgreifen entwicklungs-politischer Themen wird Informations-arbeit geleistet. Ziel ist es, die Kunden für einen bewussteren Umgang mit ihrer Kaufkraft zu sensibilisieren.

    Weltläden möchten auf globale wirtschaftliche und soziale Missstände hinweisen und Alternativen aufzeigen. In der Kampagnenarbeit werden die Weltläden auch politisch aktiv. Etwa 2.500 Weltläden in ganz Europa führen jedes Jahr den Weltladentag durch. Dabei haben sie in den letzten Jahren unter anderem aktuelle Themen wie Ernährungssicherheit und Kinderarbeit aufgegriffen.

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